0000111989 00000 n Wenn man bedenkt, dass Mannheim 1930 auf eine soziologische Professur in Frankfurt berufen wurde, ist es durchaus nachvollziehbar, dass er sich – gemeinsam mit seinem Assistenten Norbert Elias – nun darauf konzentrierte, die Wissenssoziologie vor allem forschungspraktisch als Teil der Soziologie zu etablieren, wobei die erkenntnistheoretischen und erkenntniskritischen Implikationen eher in den Hintergrund rückten. Curtius, Ernst Robert (1929): Soziologie – und ihre Grenzen, Neue Schweizer Rundschau 22 (Oktober 1929) S. 727-736, wieder abgedruckt in: Meja/Stehr (1982), Bd. Eine damit im Zusammenhang stehende Frage ist aber die nach der Stellungnahme zum Geltungs- und Wahrheitsanspruch des analysierten Wissens. Unter dem partikularen Ideologiebegriff versteht er eine mehr oder weniger bewusste Täuschungsabsicht auf der psychologischen Ebene, die immer nur auf bestimmte Aussagen eines Subjekts zu beziehen ist. Hierfür wird interdisziplinär an die Forschung zur Eigenlogik von Städten angeknüpft und Wissenssoziologie mit psychologischer Konstruktionstheorie verbunden. Mannheim stellt nun auch explizit heraus, dass man die Wissenssoziologie in zweifachem Sinne verstehen kann: einmal als Tatsachenwissenschaft, die den Korrelationen von gesellschaftlichem Standort und Wissen in ihrer ganzen empirischen Breite nachgeht, und zum zweiten als erkenntnistheoretische Lehre mit philosophischer Stoßrichtung: Einmal kann sie [die Wissenssoziologie] als Theorie eine bloße Tatsachen (Faktizitäten) feststellende Lehre von dem Phänomen der Seinsverbundenheit des Wissens sein; als solche beschränkt sie sich darauf, diese Seinsverbundenheit phänomenologisch aufzuweisen, zu beschreiben und der Struktur nach zu analysieren; sie kann aber dann in Gestalt eines darauffolgenden Denkschrittes sich in eine erkenntnistheoretische Lehre … umwandeln, die sich zur Aufgabe macht eben die erkenntnistheoretische Relevanz der Tatsache der Seinsverbundenheit zum Problem zu machen. (242f.). Der totale Ideologiebegriff meint demgegenüber jedoch die soziale Perspektivierung einer gesamten Denkstruktur, bei der von einem Lügenverdacht nicht mehr sinnvoll gesprochen werden kann. Lask, Emil (1911): Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre. (ebd. Sein wissenssoziologischer Ansatz rückt die »Sozialverbundenheit« der Wissensproduktion von Intellektuellen ins Zentrum der Analyse. [13] Eine Anwendung der mannheimschen Ideen auf die Geschichte der romanischen Philologie hat der Verfasser in Maaß 2003 bereits unternommen. Wir sind damit am Ende unserer Erläuterungen angelangt. Bei Kant sieht Mannheim z.B. Karl Mannheim und die Krise des Historismus Zu Beginn des 20. In einem zweiten Schritt geht er jedoch davon aus, dass die Voraussetzungen der Erkenntnis nur dann thematisiert werden können, wenn die Erkenntnistheorie dafür auf eine Hilfswissenschaft zurückgreift. (Was ist über seinen Wahrheitsgehalt gesagt, wenn ich von einem theoretischen Satz beweise, dass er dem Liberalismus, dem Marxismus zuzurechnen sei?) eBook: Visuelle Biografiearbeit (ISBN 978-3-8487-6937-7) von aus dem Jahr 2020 Auch können mit ihrer Hilfe scheinbar rein sachbezogene Fachtexte auf sozial-lebensweltliche Kategorien zurückbezogen und somit einer Beurteilbarkeit zugeführt werden. Jahrhunderts als eigenständige akademische Disziplin konstituierte und damit auch von der Philosophie emanzipieren wollte. Zunächst nennt Mannheim hier Marx, dem er entscheidende Einsichten attestiert, dessen einseitige Stoßrichtung auf Ideologieenthüllung er aber für unangemessen hält. eine Theorie nur dann verstehen, wenn wir sie auf lebensweltliche Vollzüge zurückbeziehen, in denen wir selbst stehen. 2, S. 427-437. Wir hatten gesagt, dass wissenssoziologische Analysen ein hermeneutisches Potential haben und mithin dazu dienen können, bestimmte Wissensformen zugänglicher, d.h. verständlicher zu machen. Mannheim, Karl (1929a) : Die Bedeutung der Konkurrenz im Gebiete des Geistigen, in: Verhandlungen des Sechsten Deutschen Soziologentages vom 17. bis 19. Wenn diese Hilfswissenschaft aber zur Grundwissenschaft der Erkenntnistheorie werden soll, muss sie über eine gewisse Universalität verfügen, und Mannheim sieht in den bisher realisierten Erkenntnistheorien drei verschiedene verwendete Hilfswissenschaften: die Logik, die Psychologie und die Ontologie: Unter dem Gesichtspunkte der Psychologie erscheint alles als „Erlebnis“, vom Standpunkt der Logik alles als „Bedeutung“ und von dem der Ontologie alles auf gleiche Weise „seiend“. Eine Klärung der Kritik an Mannheim, die in der Kritischen Theorie vor allem Horkheimers und Adornos geübt worden ist, zeigt, dass die Frankfurter Schule den Masstab dieser Kritik, Karl Marx, in eigenen Problemlösungen verfehlt. Restivo (1993), 3f. Mannheim kritisiert die bisher dominierende Erkenntnistheorie[11] in verschiedenen Hinsichten und fordert eine partielle Revision und Erweiterung derselben. Dass Mannheims Weg zur Wissenssoziolog… *c�@7_���3�f������?д>���ȧӧ%$��3��X�Q����m����3����=���t���oZH*�SG`&� � �&Ҧ�3����1 Mannheim kommt nun auf die Real- und Idealfaktoren in Schelers Konzeption der Wissenssoziologie zu sprechen und verweist darauf, dass Scheler die Realfaktoren nicht in ökonomisch-sozialen Kategorien beschreibt, sondern in psychologisch- biologischen, triebhaften (337). x�b```�U�,f� �����+��" �BUf5�}P6����ŐI�Q�@�����gO� C䎶���3�����>��z}~��BjGl����i�e02�09?�� �� ��H����o�v���h```�``P2�h``bF�0a& d����UaO � S�9�� bU��(� ��F� S�3,f��Y��*��� �[��vɧ1�`��W3�0�1�0~ex�`�p��� ��L2�{�x�"�`a����� 47). Die erste mögliche Antwort wäre, dass der Geltungsanspruch gebrochen, d.h. zurückgewiesen wird. (229). ��ųa�k����N�2O��\�L���)rT��@�����s��A��S�D5�i�'����!- ��Ib�����N7l. Die kritische Haltung der Wissenssoziologie ist aber keine Totalkritik, sondern ist auch eine partielle Anerkennung von Geltungsansprüchen. Die Originalität und das hermeneutisch-kritische Potential der Wissenssoziologie sind unseres Erachtens genau in dieser Verbindung von Ansätzen aus verschiedenen Disziplinen begründet und werden tendenziell preisgegeben, wenn man sie zur soziologischen Seite hin vereinseitigt, wie dies von Mannheim selbst ab einem gewissen Zeitpunkt schon angedeutet wird und sich in der späteren disziplinären Einordnung des neuen Ansatzes auch fortsetzt. 0 Einleitung 1 Das Konzept des seinsverbundenen Denkens in der Wissenssoziologie 1.1 Der Begriff Wissenssoziologie und dessen Bedeutung 1.2 Seinsverbundenes Denken 1.3 Aspektstruktur des Denkens 1.4 Das Denken im Mannheimschen Sinne 1.4.1 Seinsverbundenen Denken am Beispiel der Konkurrenz 1.4.2 Freischwebende Intelligenz 2 Schlusswort 3 Literatur Situiertheit jeden Denkens sowie die Bewältigung der Krisensituation der 1920er Jahre. Er fordert daher von einer revidierten Erkenntnistheorie, dass sie auf neue Entwicklungen in den Einzelwissenschaften reagieren und diese reflektieren muss. als eine Antwort auf den offenbar gewordenen faktischen Methodenpluralismus in der Wissenschaft verstehen, die sich einerseits jenseits eines skeptischen Relativismus aufstellt und andererseits auch fernab von einer wie immer gearteten neuen Metaphysik. die Logik als Hilfswissenschaft eingesetzt (ebd. Mannheim selbst benutzt meist Kategorien wie „liberal“, „konservativ“, „bürokratisch“, „sozialistisch“, die auch im politischen Diskurs eine Rolle spielen. Welche Hilfswissenschaft die richtige ist, darüber will Mannheim in seiner Untersuchung von 1922 ausdrücklich kein Urteil abgeben. Diesen impliziten Rückbezug bei der Produktion und Rezeption von Wissen aufzudecken und aufzuklären, kann als das eigentliche Programm der Mannheimschen Wissenssoziologie angesehen werden. 0000111845 00000 n Fasst man nun diese lebensweltlichen Vollzüge als eingebettet in Handlungsvollzüge auf – wie dies etwa Heidegger getan hat – dann ist Verstehen nur im Rückbezug auf Handlungsweisen möglich, die uns vertraut sind. 0000002653 00000 n ), wenn auch mit Aufopferung der schlagwortmäßigen Zugespitztheit der Ergebnisse in das abwägende Stadium übergeführt werden. [2] Karl Mannheim: Wissenssoziologie. Karl Mannheim untersucht in seinen Arbeiten den Zusammenhang zwischen Sein und Bewusstsein, erforscht „Struktur, Genealogie und Entwicklung des konservativen Denkstils“ (Suhrkamp / Insel-Verlag, n.d.) und trägt zur Etablierung einer speziellen Wissenssoziologie bei (Löw, 2006). Wir können also hier festhalten, dass bei Mannheim sowohl die philosophische Motivation für die Wissenssoziologie offensichtlich ist als auch die erkenntnistheoretischen Konsequenzen von ihm explizit benannt werden. davon ausgehen, dass er besonders auf den Historismus anspielt, der die geschichtliche Bedingtheit der kulturellen Gegebenheiten und auch des Denkens und Wissens herausgearbeitet hatte. in diesen „hineinragen“ (230) und dass „hinter“ dem denkenden Einzelindividuum der Willenszusammenhang einer Gruppe steht (231), den es sichtbar zu machen gilt. Auflage, transcript Verlag Bielefeld. Mannheim benennt auch ausdrücklich einen Vorwurf, der der Wissenssoziologie gemacht wurde, nämlich den, dass sie nicht direkt auf die Argumente des Gegners eingehe und ihn damit in gewisser Weise nicht ernst nehme (240f.). [4] Ihre Untersuchungen beziehen sich dabei sowohl auf gegenwärtiges als auch auf vergangenes Wissen, und so ist sie bei Mannheim ein sowohl systematisches als auch historisches Forschungsprogramm. erkenntnistheoretische Stoßrichtung der Wissenssoziologie schon hier sehr deutlich. 0000112046 00000 n + �bGf�6 � ��D0���f�W ��je Auflage, Frankfurt, Verlag G. Schulte-Bulmke. Man kann Mannheims These m.E. Wir wenden uns zunächst der Frage der Motivation zu und gehen danach auf die erkenntnistheoretischen Konsequenzen ein. Einerseits ist er selbst aus philosophischen Motiven zur Wissenssoziologie gelangt, und andererseits hat die Ausprägung der wissenssoziologischen Methode Konsequenzen für die philosophische Erkenntnistheorie. Zu diesen biographischen Details passen dann auch die folgenden Sätze: Die wichtigste Aufgabe der Wissenssoziologie im gegenwärtigen Stadium ist die, sich im Gebiete der historisch-soziologischen Tatsachenforschung zu bewähren und in diesem Gebiete die Exaktheitskriterien für ihre empirischen Feststellungen herauszuarbeiten und ihre Kontrollierbarkeit zu sichern. Entstanden ist die Wissenssoziologie in den 1920er J ahren (Berger und Luckmann 1969: 3f). 110 0 obj<>stream Die Wissenssoziologie strebt also eine Art Aufeinander-Beziehbarkeit von heterogenen Standpunkten an und wirkt damit einer Fragmentierung und Entfremdung der Diskurse entgegen. Weiter wird Nietzsche aufgeführt, dessen pragmatistische Erkenntnistheorie sowie seine Zuschreibung von aristokratischen und demokratischen Denkweisen wichtige Intuitionen enthalten. Von 1922 bis 1925 habilitierte er sich bei dem Ku… 0000001238 00000 n Vor allem mit der Veröffentlichung seines Buches „Ideologie und Utopie“ rief er allgemeine Aufregung hervor. Wissenssoziologische Analysen können also auch – so könnten wir Mannheim hier interpretieren – zur Verteidigung von bestimmten Geltungsansprüchen eingesetzt werden, insofern diese gänzlich in Frage gestellt sind. als eine der über 30 Sektionen, in die sich die Deutsche Gesellschaft für Soziologie aufgliedert. Auch wenn Mannheim an dieser Stelle nicht näher erläutert, was er genau mit der Krisensituation meint, so kann man m.E. Mannheim schreibt diese Aufgabe einer Schicht von Intellektuellen zu - der "freischwebenden Intelligenz", die keiner dieser Ideologien anhängt. Mannheim weist jedoch explizit darauf hin, dass die wissenssoziologische Analyse die sachbezogene Diskussion nicht ersetzt. ): Traditionen der Entgrenzung. Mannheim, Karl (1922): Die Strukturanalyse der Erkenntnistheorie, Kant-Studien, Ergänzungsheft Nr. Geht man weiter davon aus, dass unser Handeln nicht nur nebenbei, sondern strukturell in soziale Handlungskontexte eingebettet ist und durch diese ermöglicht, orientiert und motiviert wird, dann folgt daraus, dass wir eine Theorie nur dann verstehen (und ihr ggf. 9f.). Die Frage ist hier natürlich, woher man die soziologischen Modelle nimmt, auf die man die Wissensstrukturen zurückbezieht? [11] Welche Erkenntnistheorie Mannheim als die „heute verbreitete“ (246) genau im Blick hat, sagt er nicht explizit, aber man kann hier davon ausgehen, dass er vor allem die neukantianische Variante meint. Soziologie als Erkenntniskritik: Die Wissenssoziologie Karl Mannheims | Peter Zimmermann | ISBN: 9783258058511 | Kostenloser Versand für alle Bücher mit Versand und Verkauf duch Amazon. Inhalt Vorwort der Herausgeber 5 Einleitung von Kurt H. Wolff: Karl Mannheim in seinen Abhandlungen bis 1933 IJ Seele und Kultur 66 … Mannheims Analysen scheinen sich zunächst noch ganz im Rahmen der klassischen neukantianischen Erkenntnistheorien zu bewegen, indem er vor allem deren Grundstruktur zu analysieren trachtet. Use features like bookmarks, note taking and highlighting while reading Die Wissenssoziologie im Sinne Karl Mannheims (German Edition). wenigstens zwei problematische Lesarten des Phänomens der Seinsverbundenheit nahe: erstens, dass die Partizipation des denkenden Individuums an bestimmten sozialen Prozessen zwar die Entstehung seines Denkens mit bestimmt und ermöglicht, dass aber die Entstehungsbedingungen keinen Einfluss auf die Geltung des so zustande gekommenen Denkens haben. Karl Mannheim: Das soziologische Problem der Generation - Pädagogik / Allgemein - Essay 2006 - ebook 8,99 € - Hausarbeiten.de 0000111606 00000 n Jahrhunderts. Maasen, Sabine (2009): Wissenssoziologie, 2. Auflage von 1978. Man kann sie m.E. Um etwas anschaulicher zu machen, wie Mannheim die Seinsverbundenheit bei formalen Kategorien analysiert, sei an dieser Stelle ein Beispiel zitiert: So ist es z.B. So kann man z.B. z.B. (263), Mannheim beschließt seinen Aufsatz mit einem kurzen Abriss zur Geschichte der Wissenssoziologie, wo er die wichtigsten Namen aufführt, die für die Entwicklung der neuen Forschungsrichtung eine wesentliche Rolle gespielt haben (266f.). Erkenntnis ist kein autonomer Prozess. Es geht Mannheim also nicht um die Aufdeckung von psychologischen Täuschungsabsichten, sondern um eine systematische Reflexion auf die notwendige soziale Perspektivität eines jeden Denkens. Vor allem in den zwanziger Jahren, während derer er am bedeutendsten und lebhaftesten war, hat Mannheim beachtliche Reaktionen hervorgerufen. Dieser Text ist besonders gut geeignet, um die systematischen Grundideen Mannheims darzustellen, weil er als eine Art Einführung geschrieben wurde und deshalb gut überschaubar ist. Ob sich an Mannheims Wissenssoziologie in ihrer Verschränkung von soziologischen und philosophischen Argumenten auch heute noch fruchtbar anknüpfen lässt, müsste allerdings in der konkreten Ausführung erst erprobt werden.[13]. Zunächst einmal wird in einer wissenssoziologischen Analyse lediglich eine Verbindung von einem Aussagesystem und einer sozialen Struktur hergestellt, ohne zum Geltungsanspruch des Aussagesystems Stellung zu nehmen. Aufl., Frankfurt/M. startxref Dabei spricht er davon, dass soziale Prozesse den Erkenntnisprozess „lenken“ bzw. Das Programm ist aber eingekreist: Wissen soll in seiner Korrelation mit sozialen Strukturen thematisiert werden. Mannheim selbst sieht die Wissenssoziologie als Einheit dieser beiden Aspekte, gesteht aber ausdrücklich zu, dass man sich auf eine empirisch verfahrende Forschung in diesem Bereich beschränken kann, ohne die erkenntnistheoretischen Konsequenzen mitzumachen. Bald darauf war er in Frankfurt einer größeren intellektuellen Gemeinschaft und einer breiten Öffentlichkeit als kom… Diesen Teilschritt oder Teilsaspekt der Analyse nenn Mannheim das Relationieren (242). 45), bei Lask die Ontologie (ebd. Soweit geht Mannheim mit neukantianischen Ansätzen konform. einer sozialdeterministischen Metaphysik. Wissen, und noch allgemeiner: Denken, ist demnach sozial bedingt. Mannheim, Karl (1931): Wissenssoziologie, in: Handwörterbuch der Soziologie, Stuttgart, Enke, wieder abgedruckt in: Mannheim (1978), S. 227-267. Mannheim, Karl (1929b) : Zur Problematik der Soziologie in Deutschland, Neue Schweizer Rundschau 22 (November 1929) S. 820-829, wieder abgedruckt in: Meja/Stehr (1982), Bd. Deutsch. 367 pp. Neuware - Karl Mannheim gilt zu Recht als einer der bedeutendsten Wissenssoziologen und Theoretiker der gesellschaftlichen Planung des 20. Genau diesen Weg ist Mannheim offenbar nach 1922 gegangen. 0000090016 00000 n So findet man sie z.B. Es gibt 2 probleme die sich Mannheim mit seinem relationistischen … – Studis Online-Forum Damit wäre aus der Wissenssoziologie ein Organ der Destruktion gemacht. Problematisch – oder doch zumindest missverständlich – scheint mir jedoch Mannheims Forderung an die Erkenntnistheorie zu sein, sie solle die sozial-historische Genesis von Erkenntnis als konstitutiv auch für die Geltung der Erkenntnis anerkennen (251f.). Der Zusammenhang der Wissenssoziologie mit philosophischen Überlegungen ist bei Mannheim ein zweifacher. Quellen: Mannheim, Karl (1995): Ideologie und Utopie. xref : Klostermann [v.a. kann die Wissenssoziologie aber erst dann ihr ganzes Potential entfalten, wenn man diese These als Ausgangspunkt nimmt. Mannheim betont denn auch, dass das Wort „Ideologie“ in den wissenssoziologischen Analysen nichts Pejoratives mehr an sich hat. Sein wissenssoziologischer Ansatz rückt die »Sozialverbundenheit« der Wissensproduktion von Intellektuellen ins Zentrum der Analyse. Zusammenfassend wollen wir festhalten, dass die klassische Ausformung der Wissenssoziologie bei Karl Mannheim nicht einfach nur als Teilgebiet der soziologischen Forschung konzipiert wird, sondern aus einer Verbindung von soziologischen und philosophischen Überlegungen entsteht. 2009. Die dritte mögliche Antwort liegt darin, dass die Stellungnahme einerseits nicht gänzlich neutral bleibt, dass sie aber auch keine bloße Zurückweisung oder Anerkennung des Geltungsanspruchs darstellt. Nicht die Verhüllungsabsicht bestimmt also in allen diesen Fällen die „Einseitigkeit“ und „Falschheit“ der Aussagen, sondern die unvermeidlich verschieden geartete Bewußtseinsstruktur der verschieden gelagerten Subjekttypen im historisch-sozialen Raum. Sie steht hier neben Familiensoziologie, Rechtssoziologie, Relegionssoziologie und vielen anderen mehr. 84 0 obj <> endobj Mannheim hat hier betont, dass man nur mit Idealtypen im Sinne Max Webers arbeiten kann (264). Dabei halten wir uns vor allem an einen Text des Autors von 1931, den er für ein Wörterbuch der Soziologie verfasst hatte[2]. Karl Mannheim, Das Problem der Generationen, 1928 Zusammenfassung Kein anderer Beitrag zur Generationenforschung hat die theoretische und methodische Ausrichtung dieses Forschungsfeldes so nachdrücklich geprägt wie die Abhandlung von Karl Mannheim zum … Diese Abgrenzung der Wissenssoziologie zur Ideologienlehre im Sinne einer Entlarvung von lügnerischen Absichten ist natürlich von zentraler Bedeutung und wird von Mannheim denn auch gleich zu Beginn seines Aufsatzes vollzogen. 6.4 Ideologiekritik bei Mannheim und die Wissenssoziologie. Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Soziologie - Wissen und Information, Note: 1,7, Technische Universität Dresden (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Hauptseminar Wissenssoziologie, 20 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Karl Mannheim gilt als Begründer der Wissenssoziologie. durch ein transzendentales Argument aus der Phänomenologie Husserls stützen. 0000002988 00000 n Gerade dort ist die soziale Seinsverbundenheit zunächst meist ganz und gar verdeckt. Die zweite mögliche Antwort wäre, dass mit der Relationierung überhaupt nicht zum Wahrheitsgehalt der analysierten Aussagen Stellung genommen wird. Neben dem Nutzen, den die Wissenssoziologie in bestimmten heterogenen Debatten haben kann, ist sie m.E. 50). eBook: Internationale Gemeinschaft (ISBN 978-3-8487-5647-6) von aus dem Jahr 2019 9. an seiner These erläutern, dass das Denken nicht nur inhaltlich, sondern bis hinein in seine formale Struktur („Aspektstruktur“, „Denkmodell“) sozial gebunden ist: Von den Merkmalen, durch die die Aspektstruktur einer Aussage charakterisierbar ist, von den Kriterien, durch die sie in der Zurechenbarkeit bestimmbar ist, wollen wir hier nur einige anführen: Bedeutungsanalyse der zur Anwendung gelangenden Begriffe, das Phänomen des Gegenbegriffs, das Fehlen bestimmter Begriffe, Aufbau der Kategorialapparatur, dominierende Denkmodelle, Stufe der Abstraktion und die vorausgesetzte Ontologie. [4] Noch heute ist die Wissenssoziologie innerhalb der deutschen Soziologie als Forschungsrichtung präsent. Geht es aber um die Frage nach dem Geltungswert einer Wissensform, so benutzt Mannheim dafür den Begriff Partikularisieren (242f.). Karl Mannheim Wissenssoziologie Auswahl aus dem Werk eingeleitet und herausgegeben von KurtH.Wolff Luchterhand . [12] Eine ähnliche Kritik an Mannheim findet sich bei Restivo. 0000003529 00000 n Gemäß einer solchen Lesart könnte man Mannheim den Vorwurf des Soziologismus machen bzw. Wenn von einer gesellschaftlichen Seinsverbundenheit des Denkens die Rede ist, drängt sich natürlich sofort die Frage auf, ob die Wissenssoziologie das Ziel verfolgt, Ideologien aufzudecken, und Mannheim thematisiert denn auch sogleich sein Verhältnis zur Ideologienlehre. Max Scheler hat in seiner Wissenssoziologie die Unterscheidung von Heils- oder Erlösungs- (1)… Weiter werden Freud und Pareto genannt sowie Lukács, der den marxschen Ansatz mit Hegel verknüpft, aber nach Mannheim auch noch zu sehr im Sinne der Ideologieenthüllung operiert. Auf die Frage dieser Konsequenzen werden wir ausführlich eingehen. Kritisch gegen Mannheim ist hier allerdings anzumerken, dass er den Naturwissenschaften und der Mathematik durchaus weiterhin eine Unabhängigkeit vom sozial-historischen Subjekt zubilligt und diese Wissensformen damit ausdrücklich aus der wissenssoziologischen Analysierbarkeit herausnimmt. Karl Mannheim und seine Grundlegung einer Denksoziologie, transcript Verlag Bielefeld. endstream endobj 88 0 obj<> endobj 89 0 obj<> endobj 90 0 obj<> endobj 91 0 obj<> endobj 92 0 obj<> endobj 93 0 obj<>stream 0000102916 00000 n Jahrhunderts. auch ein allgemeines hermeneutisches Instrument, um prima facie unverständliche oder besonders abstrakte Theorien dem Verständnis näher zu bringen. Er sieht den Sinn von wissenssoziologischen Analysen vor allem dort, wo heterogene Denkweisen aneinander vorbeireden und im reinen Sachbezug keine gemeinsame Diskussionsbasis finden: Die Wissenssoziologie sucht nämlich das Aneinandervorbeireden bei disparaten Gegnern eben dadurch aufzuheben, dass sie den Quellpunkt der partiellen Differenzen, der in direkter Ausgerichtetheit auf das, was man die „Sache“ nennt, niemals in das Gesichtsfeld der Diskutierenden fallen könnte, durch ein besonders geartetes Zurückfragen ausdrücklich zum Thema macht. 0000002818 00000 n 0000049416 00000 n Zusammenfassend können wir hier festhalten, dass eine wissenssoziologische Analyse im prototypischen Fall für Mannheim keine neutrale Geltungsstellungnahme ist, auch keine Totalkritik oder Totalapologie, sondern eine Verbindung von Kritik, d.h. Geltungseinschränkung, und Würdigung, d.h. Geltungsanerkennung. Berger, Luckmann [ Bearbeiten ] Die "moderne" Wissenssoziologie hat als Gegenstand jegliche Form menschlichen Wissens - vom Alltagswissen hin bis zum wissenschaftlichen Wissen. Mit solchen Formulierungen legt Mannheim m.E. Wir zitieren nach der unveränderten 6. Offenbar muss man davon ausgehen, dass Mannheim noch nicht zu der Einsicht gelangt ist, dass jede Form von Wissen notwendigerweise eine zumindest implizite Sozialtheorie enthält, wie rudimentär auch immer diese ausfallen mag.